Einfach frei

2. Etappe – 18. Mai 2017: Von Schloss Corvey nach Seesen-Mechtshausen ca. 110 km mit Verirren

Abfahrt auf dem R1 entlang der Weser Richtung Holzminden – herrliches Wetter, nette Gespräche mit anderen Radfahrern, die meisten sind mindestens zu zweit – oft Ehepaare – in Holzminden befülle ich meinen Vorrat mit Obst, Nüssen und Wasser – auf der Weserbrücke mache ich schöne Fotos und suche mir den R1 wieder – vor der Fahrt hatte ich das Gefühl über einen inneren Kompass zu verfügen und Karten gut lesen zu können, sobald ich meine Komfortzone rund um Bielefeld verlassen habe, fiel das jedoch weg, es wird vielen ein Rätsel bleiben – wie konnte sie Berlin trotzdem erreichen? – vor der Tour haben mir manche gesagt, dass es gut geplant werden müsse (Reichlich Tipps, aber nix genaues) die Erfahrung lehrt mich: alle Karten sollten Zuhause vollständig aufs Handy herunter geladen werden, zum Vergleichen gehört es auf den Lenker, in der Bauchtasche nutzt es nicht so viel…

von Holzminden – Bevern (Pause mit Joghurt, Früchten und Müsli) – Arholzen – Stadtoldendorf – am Ortsausgang mal wieder den R1 verloren – Lenne – ein gutes Stück entlang der B 64 Richtung Brunsen, dort habe ich die Friedenseiche von 1871 im Foto verewigt und Pause gemacht – erster telefonischer Kontakt zur Gastfamilie von heute = Erlebnisscheune Mechtshausen, Robert Kulessa, Schätzungsweise wollte ich in 3 Stunden gegen 17 Uhr dort ankommen… – Weiterfahrt auf der B 64 kam für mich nicht in Frage, Fahrt über Holtershausen und durch den Greener Wald,  Foto der Burg Greene, nach Greene und dann Anschluss in Kreiensen auf den R1 – Bad Gandersheim ohne weitere Zwischenfälle erreicht – in Gandersheim leider auf komoot/google maps vertraut, die vermeintlich kürzeste Strecke zu meinem heutigen Ziel – Gewitter ist mir auf den Fersen – auf einem alten Bahndamm über Altgandersheim, Gremsheim in den Mechtshauser Berg der „Heber“, wie ich später von Andreas Kulessa hörte. Das schwere Gewitter mit Starkregen kam auf mich herunter in diesem Wald. Während der nächsten Stunden habe ich weder Mensch noch Tier gesehen. Mit der Stimme in meinem Ohr folgend für die nächsten Stunden nur noch falsche Entscheidungen treffend. Sie verhieß mir oft, dass ich nur noch hier rechts oder links abbiegen müsse und wäre nach 300 m an meinem Ziel. Der Weg war inzwischen nur für Wildwechsel oder Wanderer geeignet. Der telefonische Kontakt zur Gastfamilie verhieß mir, dass ich alle bisher gefahrenen und geschobenen Wege zurück müsse…..

Um 22 Uhr abends konnten mich Andreas und sein Sohn Tobias einsammeln, wir fuhren noch eine halbe Stunde mit dem Bulli bevor wir in Mechtshausen angekommen sind. Was Andreas besonders beeindruckte, dass ich ruhig geblieben bin.

Lernerfolg:

  • vertraue nicht auf komoot oder googlemaps in einem Wald und outdooraktive findet dich zwar, zeigt aber keine Karte

  • halte inne und höre auf die innere Stimme

  • lass nicht zu, dass die Sorge vorm Gewitter Deine Instinkte ausschaltet

  • wo ich runter fahre, muss ich im Notfall zurück kommen

Danke an die gesamte Familie Kulessa, die mich nicht aufgegeben haben. Danke an Robert, der meinen treuen Gefährten = e-Bike abgespritzt und wieder gangbar gemacht hat. Danke an Bernadette, die meine Wäsche gewaschen und mich verköstigt hat. Und danke an Manuela und Andreas, die mit mir telefoniert haben.